Nix als´n Stück Draht ? |
“Die erklären mich alle für bekloppt,” bemerkte ein Bekannter von mir zu der Tatsache, daß er gerade über 600 Mark für eine Steckdosenleiste bezahlt hatte. Ich verstand ihn. Seit über zwei Jahren benutze ich die gleiche Leiste. Und die Leute, deren Kommentar er fürchtete, waren vermutlich die Gleichen, die jedes Jahr die immer neuen Zusammenschnitte der drei Tenöre kaufen. Allerdings hatte er eine gute Wahl getroffen, denn selbst bei einer Investition in mehr als das Doppelte vom Wert seiner Stereoanlage wäre es nicht möglich gewesen, eine derartige Verbesserung zu erreichen. Was also macht den Einfluß einer Kombination von Steckdosenleiste mit anderthalb Meter Kabel aus? Oder etwa die unwarscheinliche Tatsache, das ein CD-Player durch das Auswechseln von etwa 80 cm Anschlußkabel völlig seine Charakteristik verändert? Wieso klingen Lautsprecher plötzlich viel lockerer und freier und weniger nach Lautsprecher, wenn man sie mit anderen Kabeln an den Verstärker fesselt?
Sie lesen jetzt nicht die Einleitung zu einem Voodoartikel der besonderen Güte oder die Werbebroschüre eines Herstellers. Es ist sehr wohl möglich, mit Kabel die Wiedergabequalität einer Anlage auf ein vorher nicht erahntes Niveau zu liften. Allerdings leidet die Zubehörbranche unter der gleichen Glaubwürdigkeit wie die Anbieter von “In 7 Tagen 25 Kilo weniger” Diäten, und das durch massives Eigenverschulden. Was auf dem Kabelmarkt an diversen Wunderstrippen angeboten wird, ist in den meisten Fällen dem Geldbeutel des Herstellers zuträglicher als der Wiedergabequalität der Anlage. Genauso wie mit allen Produkten, die in einem Übermaß am Markt vertreten sind, bestimmt das Marketing und die Anzeigenkampange den Stellenwert des Produktes. Und was teuer genug verkauft wird, suggeriert auch den den entsprechenden Gegenwert, weil nicht schlecht sein kann, was soviel gekostet hat.
Damit fallen aber auch die Hersteller der vernünftigen Produkte durch den Rost, durch den später der enttäuschte Kunde alle Produzenten siebt. Dieses Negativimage verbreitet sich wesentlich schneller als eine positive Erfahrung. Dazu kommen die Berichte von fast allen Magazinen, die in über- schwenglicher Manier diverse Strippen abfeiern, als wäre der elektrische Strom von diesem Hersteller gerade weltweit eingeführt worden. In der Automobiltechnik würde jeder den Kopf darüber schütteln, wenn er mit der Behauptung konfrontiert würde, daß durch das Aufziehen von Breitreifen eine Ente in der Formel 1 mitfahren könne. Derartige Erwartungen werden aber erweckt; die ultimative Verbesserung durch ein Stück Kabel. Das ist alles Quatsch.
Sicherlich, ich kann eine gute Anlage durch schlechte Kabel weit unter ihr Niveau drücken. Ebenso passen nicht alle Kabel zu allen Geräten, wie hochwertig sie auch seien mögen. Es gibt noch immer keine Normung für die Schnittstellen, die mit Kabeln überbrückt werden, obwohl überall die gleichen physikalischen Bedingungen herrschen. Deswegen will ich versuchen, hier die wichtigsten Parameter in ihrer Relevanz zur tatsächlichen, realen Welt der Geräte darzustellen.
Den weiteren Artikel haben wir der Übersicht halber in drei Teile aufgespaltet, die Sie durch die weiterführenden Links aufrufen können.
Lautsprecherkabel | Viel Leistung wird zu den Lautsprechern übertragen. Die über den Frequenzbereich sehr stark variierenden elektrischen Bedingungen stellen eine große Herausforderung dar. |
NF-Kabel | Normierte Ausgangs- und Eingangsparameter bei Hifigeräten? Fehlanzeige! |
Netzfilterkabel | Das Stromnetz ist “verseucht”. Wie bekommt man die Signale heraus ohne den Stromfluß zu hemmen? |
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